Wünsdorf
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Bunker Wünsdorf Zeppelin
Der Bunker Wünsdorf Zeppelin war ein von der Deutschen
Reichspost im Auftrage des Oberkommandos des Heeres der Wehrmacht
Ende der 1930er Jahre errichteter Bunker in der Nähe des brandenburgischen
Ortes Wünsdorf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von der Gruppe der
Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) genutzt.
Bau
Der Bunker wurde zwischen 1937 und 1939 im Bereich des sogenannten Stammlagers
Zossen als
Nachrichtenzentrale Zeppelin bzw. als Amt 500 (postalische
Tarnbezeichnung) in Wünsdorf errichtet. Das Bauwerk bestand
aus einem zweietagigen Längsbau 117 × 22 m und einem 57 × 40 m dreistöckigen
Anbau. Für den Zugang waren ursprünglich ein Nord- und ein Weststollen (jeder etwa 150 m) mit
je einem Endbauwerk vorgesehen. Nach mehreren Projektänderungen kam 1938 ein
dritter Zugang, das sogenannte - mit leichten Lastkraftwagen
befahrbare - Reichspostgebäude unmittelbar über dem Anbau mit einem Treppenhaus
und einem Lastenaufzug hinzu. Über einen dritten, den sogenannten
Südstollen war der Bunker mit Maybach I, dem als Landhaussiedlung
mit 12 Bunkerhäusern getarnten Stabsquartier
des Oberkommandos des Heeres verbunden.
Nutzung bis 1945
Im Mai 1939 begann in der Nachrichtenzentrale Zeppelin der Probebetrieb, der
am 25. August beim Eintreffen des von Berlin nach Zossen verlegten
Oberkommandos des Heeres in die heiße Phase überging. Bis dahin waren alle für
den Polenfeldzug
vorbereiteten Fernmeldeverbindungen auf die Zentrale aufgeschaltet worden. Von
da an bürgerte sich die ursprünglich nur für den Nachrichtenbunker gedachte
Tarnbezeichnung Zeppelin für den Gesamtkomplex der Führungsstelle ein.
Unabhängig davon, dass das Hauptquartier die Heeresoperationen im Mai 1940
kurzzeitig an der Westfront und seit Juni 1941 für mehr als drei Jahre im OKH
Mauerwald führte, blieb Zeppelin während der Gesamtdauer des Zweiten
Weltkrieges der wichtigste, größte und zu jener Zeit modernste
Fernmeldeknoten im Verbindungssystem der Wehrmacht. Die schnelle Besetzung
von Zossen-Wünsdorf im April 1945 führte dazu, dass der Fernmeldebunker
und seine Fernmeldeanlagen weitestgehend unzerstört in die Hände der Roten Armee
fielen.
Nutzung nach 1945
Während 1946 die Stabsbunker des Oberkommandos des Heeres Maybach I und
Maybach II nach vorheriger Demontage gesprengt wurden, blieb die
verbunkerte ehemalige Nachrichtenzentrale Zeppelin davon weitgehend verschont.
Nach dem Ausbau ihrer Anlagen und Einrichtungen überließ man das Bauwerk seinem Schicksal,
was die Flutung seiner unteren Teile durch Grundwasser
zur Folge hatte.
Mit der Auflösung der Sowjetischen Kontrollkommission im
Juni 1953 wurde der Aufgabenbereich des 1946 von Potsdam nach Wünsdorf
verlegten Oberkommandos der Sowjetischen Besatzungstruppen - nunmehr als
Oberkommando der Gruppe der
Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) - erheblich ausgeweitet.
Zossen-Wünsdorf wurde Sperrbereich und entwickelte sich als Sitz des
Oberkommandos zur größten Garnison der sowjetischen Truppen in der DDR. Ende der 1950er Jahre begannen
- nach Austrocknung des gefluteten Bauwerks -
umfangreiche Umbaumaßnahmen des ehemaligen deutschen Nachrichtenbunkers zur
geschützten Führungsstelle des Oberkommandos der GSSD, die sich bis in die
Mitte der 1960er Jahre hinzogen. Ursprünglich nur gassicher gebaut, sollte der
Bunker nunmehr atomaren Waffenwirkungen widerstehen. Unter Beibehaltung des
Gesamtgrundrisses wurden z. B. mehrere Schleusen
eingebaut und aus den großen Sälen der einstmals dort installierten
Fernmeldeanlagen zahlreiche kleinere Arbeitsräume für die Stabsabteilungen
des Oberkommandos geschaffen. Das zerstörte Endbauwerk West wurde durch einen
provisorischen Zugangsbau ersetzt und damit der Weststollen als Zugang wieder nutzbar.
Gleichermaßen wurde der Nordstollen und der Hauptzugang über dem Bunkeranbau
wieder hergerichtet. Teile des Bauwerks wurden zur Nachrichtenzentrale Ranet
umgebaut und eingerichtet, die im Zuständigkeitsbereich einer sowjetischen
Nachrichtenbrigade lag. Die Nachrichtenzentrale Ranet war im Nachrichtensystem
der NVA fest integriert. Von ihr wurden alle
Verbindungsarten zur Hauptnachrichtenzentrale
des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR betrieben. Mit dem
Abzug der letzten Truppen vom Territorium der DDR stellte auch Ranet den
Betrieb ein. Beginnend im Oktober 1992 wurde die Zentrale demontiert und die
Technik in die Sowjetunion zurückverlegt.
Nutzung nach 1990
Nach dem Abzug der letzten Truppen der GSSD bzw. Westgruppe der Truppen,
wie die GSSD ab 1988 genannt worden war, aus Wünsdorf im Jahre 1994 begannen,
gefördert durch das Land Brandenburg umfangreiche Sanierungsarbeiten. Ehemalige Kasernengebäude
wurden erneuert, umgestaltet und zu modernen Wohneinheiten
ausgebaut. Es entstand die Waldstadt mit der nun wieder frei befahrbaren
ehemaligen Fernverkehrsstraße 96, danach Bundesstraße
96.
1998 wurde unweit der Bunkeranlagen die
erste Bücherstadt
Deutschlands eröffnet, woraus der Name Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf
resultiert. In drei großen Antiquariatshäusern laden 350.000 alte Bücher aller
Wissens- und Sammelgebiete zum Finden und Kaufen ein. Die Bunkeranlagen werden jetzt durch die Bücherstadt-Tourismus
GmbH
verwaltet und im Rahmen von Führungen den Besuchern gezeigt. Weitere
Sehenswürdigkeiten sind das Garnisonsmuseum Wünsdorf,
welches die deutsche Militärgeschichte vor Ort darstellt. Am 1.
September 2009 wurde ein Museum zur Geschichte der GSSD eröffnet, das die
49-jährige Geschichte der sowjetischen Truppen in Deutschland
den Besuchern nahebringt.
Hier die Bilder von der Letzten Tour in Wünsdorf