Bogensee - Bunker-Brandenburg.de

Bunker-Brandenburg.de
wir sind eine kleine Gruppe mit dem großen Hobby "Lost Places" zu finden und zu Dukumentieren.
Wir würden uns über jede kleine Spende freuen.
Direkt zum Seiteninhalt

Bogensee

Staatliches > Schulen Heime
Bogensee

<a href="#bildanker" title="Bilder">Bilder</a>
Der Bogensee gehört zum Ortsteil Lanke der Gemeinde Wandlitz im Land Brandenburg. Er liegt zwischen den Wandlitzer Ortsteilen Wandlitz, Prenden und Klosterfelde, etwa 15 Kilometer nördlich der Berliner Stadtgrenze. Bekannt wurde der See durch den hier errichteten Landsitz für Joseph Goebbels und die spätere Nutzung als Jugendhochschule der FDJ, deren Gebäude unter Denkmalschutz stehen.[1]  Eigentümer des Bogensees ist das Land Berlin, das seit 2008 versucht,  das Grundstück der ehemaligen Jugendhochschule einschließlich des Sees  über den Liegenschaftsfonds Berlin zu verkaufen.
Der ovale See umfasst eine Fläche von rund 9.300 m² bei einer  West-Ost-Ausdehnung (Breite) von rund 180 Meter und einer  Nord-Süd-Ausdehnung (Länge) von etwa 300 Meter. Er ist ein Relikt aus  der letzten Eiszeit und wird aus Quellwiesen an seinem westlichen  Uferbereich gespeist. Die maximale Tiefe wird mit 2,50 Meter angegeben.[3]
Unmittelbar an seinen Ufern gibt es keinerlei Bebauung, weder ein  Badestrand noch ein Uferweg sind vorhanden. Der See wird als  Angelgewässer F 03–125 geführt. Es gibt (Stand 2008) einen von der Forstverwaltung angelegten Naturlehrpfad mit Erklärungstafeln.
Der Bekanntheitsgrad dieses Sees basiert auf der Geschichte der  Bebauung und insbesondere der Nutzung dieser Bauten während der NS-Zeit,  der Nachkriegszeit und der DDR-Zeit. Diese Bauten befinden sich rund 500 Meter nordwestlich des Seeufers.

Geschichte der Bebauung
Vom 19. Jahrhundert bis 1945
Der Kämmerer und Geheime Rat seiner Majestät, Graf Wilhelm von Redern, verkaufte 1919[4] hoch verschuldet sein circa 5000 Hektar umfassendes, 1876 erworbenes Gut Lanke mit dem Bogensee für fast 20 Millionen Reichsmark an den Magistrat von Berlin.
Goebbels’ frühere Blockhütte (2011)
1936 schenkte die Stadt Berlin den Bogensee und 496,3 Hektar Land mit einem am Ostufer des Sees errichteten Blockhaus Reichspropagandaminister Goebbels zu dessen 39. Geburtstag auf Lebenszeit. Goebbels nutzte das Haus als 'Liebesnest'.[5]  Da Goebbels bald der Meinung war, dass es für seine Bedürfnisse nicht  mehr ausreichte, ließ er westlich des Sees, in einiger Entfernung vom  Ufer, bis 1939 nach einem Entwurf von Heinrich Schweitzer unter Federführung des Architekten Hugo Constantin Bartels einen neuen Landsitz errichten.
Goebbels’ Landsitz (2008)
Das Hauptgebäude mit Walmdach  und Natursteinsockel hatte 30 Zimmer mit einer Grundfläche von 1600 m².  Dazu kamen ein Wirtschaftsgebäude und ein Gästehaus mit  Besprechungszimmer, in dem auch SS-Wachmannschaften untergebracht waren, und 1944 ein Hausbunker. Das Landhaus war mit einem eigenen Wasser- und Klärwerk,[4] einer kaum sichtbaren Klimaanlage, einem Kino, nach unten versenkbaren Fenstern und einem Zimmer mit zwei Kaminen ausgestattet. Die UFA  trug 1,5 Millionen Reichsmark zum Bau bei. Das Landhaus wurde auch zu  einem beliebten Treffpunkt von Künstlern und Schauspielern wie Zarah Leander, Emil Jannings oder Heinz Rühmann.[7] Die Kinder der Familie besuchten die Schule im Dorf Wandlitz, wohin sie mit einer Kutsche gebracht wurden.[8]
1946 bis 1990
Studenten der Jugendhochschule (1947/48)
Alle Gebäude wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1946 als Lazarett genutzt. Täglich reisten Offiziere der vier Alliierten aus Berlin an, um auf dem zu Berlin gehörenden Territorium ihre Fahnen zu hissen und abends wieder einzuholen.
Am 9. März 1946 wurden das Gelände und die Gebäude von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) an die zwei Tage zuvor gegründete Freie Deutsche Jugend (FDJ) übergeben, die dort ihre Jugendhochschule Waldhof am Bogensee einrichtete. Im Landhaus wurden ein Kindergarten, eine Konsum-Verkaufsstelle, ein Friseur sowie Wohnräume für Direktor und Verwaltungsleiter untergebracht.
Im Mai 1946 begann der erste Lehrgang in der provisorisch hergerichteten Jugendschule. Zu den ersten Dozenten gehörte Wolfgang Leonhard.[9]
1950 wurde der FDJ-Jugendhochschule der Name des ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, verliehen. Am 16. Oktober 1951 wurde der Grundstein für die Erweiterungsbauten der Hochschule gelegt – Lektionsgebäude, Internat (Hörerwohnhäuser genannt) und Gemeinschaftshaus sowie die Gestaltung der innerhalb des Komplexes gelegenen Frei- und Grünflächen. Die Arbeiten erfolgten durch den Architekten der Berliner Stalinallee, Hermann Henselmann, im Stil des Sozialistischen Klassizismus.  Zunächst kamen die Schüler aus allen Teilen Deutschlands, später  empfing die Jugendhochschule immer mehr Jugendliche aus den befreundeten  sozialistischen Ländern. Deshalb wurde in einer zweiten Bauphase nach  1980 im Landhaus ein Restaurant für repräsentative Zwecke eingerichtet  und weitere Neubauten – eine Sporthalle, ein Heizhaus und ein weiteres  Internatsgebäude – ergänzten den Hochschulkomplex. Im Lektionsgebäude  wurde die zweitgrößte Simultananlage der DDR mit 18 Fremdsprachenkabinen und 560 Sitzplätzen errichtet. Kindergarten und -krippe wurden im ehemaligen Gästehaus, dem heutigen Forstamt, untergebracht.
Seit Mitte der 1970er Jahre absolvierten auch Studenten aus kapitalistischen Ländern die Jugendhochschule, darunter aus der BRD (SDAJ-Mitglieder),  aus Dänemark (DKU-Mitglieder), aus Griechenland, Chile oder Grenada.  Einige Studenten hatten sich unter falscher Identität immatrikulieren  lassen, da sie in ihren Heimatländern politischer Verfolgung ausgesetzt  waren.
1981 fand die Pressekonferenz des Bundeskanzlers Helmut Schmidt während seines Besuchs in der DDR in der Jugendhochschule am Bogensee statt. Zur Vorbereitung wurden für rund 70 Mio. Mark die gröbsten Bauschäden beseitigt, und das Haupthaus erhielt einen frischen Anstrich.[4]
Seit 1990: Neue Nutzung gesucht
Lektionsgebäude der JHS, 2007
Die Jugendhochschule wurde mit der Wende in der DDR abgewickelt,  das gesamte Gelände fiel wieder an das Land Berlin als Eigentümer.  Mitte Juni 1990 fand dort die vom damaligen Ministerium für Umweltschutz  und Reaktorsicherheit der Regierung de Maizière einberufene, später Bogensee-Konferenz genannte Zusammenkunft statt, die den Verkauf der DDR-Energiebetriebe an die großen westdeutschen Stromkonzerne besiegelte.
Zunächst zog der gemeinnützige Internationale Bund für Sozialarbeit  als Nutzer ein. Nun wurden Jugendliche für die Sozialarbeit  ausgebildet, ein Gebäude diente auch als Hotel. Weil das Konzept nicht  erfolgreich und defizitär war,[7] gab es danach neue Projekte wie von 1991 bis 1999 das Internationale Bildungszentrum  (IBC). Seither stehen die denkmalgeschützten Gebäude leer und sind dem  Verfall preisgegeben. Danach fanden bis 2005 in den Hochschulgebäuden  noch jährlich einmal Schulungen der Berliner Polizei statt.
Die durch das Land Berlin zu tragenden Betriebskosten belaufen sich auf über 250.000 Euro pro Jahr. Der einzige Betrieb auf dem Gelände war zwischen Mitte der 2000er und dem Jahr 2008 die Berliner Forstverwaltung mit ihrer Verwaltung in der ehemaligen Goebbelsschen Blockhütte und ihrer Waldschule,  die Kindern die heimische Natur näher bringen will. Die von der  Waldschule genutzten Gebäude wurden 2010 unter Denkmalschutzauflagen  saniert.[10][11] Weltweit wurde die Immobilie im Jahr 2008 zum Verkauf ausgeschrieben.[4]  Das durch den Immobilienfonds Berlin initiierte Bieterverfahren wurde  jedoch im Frühjahr 2009 ausgesetzt, obwohl sich viele Kaufinteressenten  gemeldet hatten. Die eingereichten Nutzungskonzepte waren unakzeptabel,  da sie nicht den gesamten Komplex umfassten.[12] Die ebenfalls leerstehende Goebbelssche Blockhütte wurde bei einem Dachstuhlbrand am 14. Mai 2015 schwer beschädigt und verfällt seither.
Im Januar 2015 gründete sich ein Förderverein zum Erhalt der Gebäude und Nutzung als internationale Akademie mit Bildungsangeboten für Akademiker aus Krisengebieten.
Die neuesten Beschlüsse der Stadt Berlin sehen nunmehr vor, dass das  Areal nicht verkauft wird. Erstens hatten sich bei weiteren  Ausschreibungen keine vernünftigen Nutzungskonzepte ergeben und zweitens  befürchten die Verantwortlichen, dass nach Ablauf der gesetzlich auf  zehn Jahre festschreibbaren Nutzung im Kaufvertrag rechtsextremistische  Gruppen über vorherige Strohmänner als Nutzer in Erscheinung treten  könnten. Konkret sagte die Geschäftsführerin der Berliner Immobilienmanagement GmbH,  Birgit Möhring: „Wir können nicht dauerhaft Einfluss nehmen, wer die  Immobilie nutzt. Und da haben wir Bauchschmerzen.“ Deshalb wird nun auf  einen langfristigen Pachtvertrag orientiert.

von Wikipedia
Bunker-Brandenburg.de  neu 2019
Zurück zum Seiteninhalt