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Eisfrabrik

Industrie > Versorgung
Eisfabrik

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Die Eisfabrik der Norddeutschen Eiswerke AG in der ehemaligen Luisenstadt im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks gehört zu den ältesten noch erhaltenen Eisfabriken in Deutschland. Der Betrieb wurde erst 1995 eingestellt. Seitdem steht das Gelände an der Spree in der Köpenicker Straße 40/41 leer. Obwohl die Fabrik unter Denkmalschutz steht, soll sie abgerissen werden.

Gebäude und Inventar
Kesselhaus
Die 11.000 Quadratmeter große Gesamtanlage der Norddeutschen Eiswerke AG von Carl Bolle besteht aus zwei Höfen mit Wohn- und Fabrikanlage. Die Eismaschine wurde 1914 von der Linde AG gefertigt, für die auch Rudolf Diesel in Berlin tätig war. Das 1913/1914 errichtete Kessel- und Maschinenhaus besitzt eine klare, neoklassizistische Ziegelarchitektur nach dem Vorbild der frühen Moderne. Es zeichnet sich durch einen tempelartig ausgebildeten Giebel aus, der zahlreiche Dekorationselemente aus Ziegeln bildet. Zur Eisfabrik gehören auch mehrere Kühlhäuser, die zur Dämmung mit 15 cm dickem Kork zwischen den Wänden ausgestattet sind.
An der Straßenseite befindet sich ein Wohngebäude, dessen rechter Teil im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Das noch erhaltene Haus steht als Teil der Gesamtanlage ebenfalls unter Denkmalschutz und soll nicht wie die Fabrik abgerissen, sondern saniert werden. Es wird kolportiert, dass sich an der Fassade ein Eisbär befunden haben soll. Dafür spricht, dass sich zwei Häuser weiter ein Restaurant mit dem Namen Zum Eisbär befand.
Lage
Die Anlage befindet sich im Grenzgebiet zu den Ortsteilen Friedrichshain und Kreuzberg in der Köpenicker Straße 40/41 neben einer Brache und der ver.di-Bundeszentrale an der Schillingbrücke direkt am Spreeufer. Das Grundstück liegt somit im Verwaltungsbereich des Vereins Mediaspree. Auf der anderen Straßenseite befindet sich direkt gegenüber das Hausprojekt Köpi.
Die Fabrik stellt den Teil einer gewerblich geprägten Bebauung dar, die sich bandartig auf den Grundstücken zwischen Spree und Köpenicker Straße erstreckt, auf denen sich bereits im 18. Jahrhundert mehrere Holzlagerplätze und Holzmärkte angesiedelt hatten.
Seit 1961 befand sich die Eisfabrik bis zur politischen Wende mit ihrem Sitz am Uferbereich direkt im Grenzgebiet zwischen Ost- und West-Berlin.

Geschichte
In der Eisfabrik wurde seit 1896 künstliches Eis produziert, seit 1914 mit einer Eismaschine der Halleschen Maschinenfabrik und Eisengießerei Stangeneis, was für die wachsende Stadt Berlin von großer Bedeutung war.
Da keine elektrischen oder gasbetriebenen Kühlschränke in Privathaushalten existierten, wurde das Eis in Stangen von etwa 20 cm × 20 cm bei bis zu 1,50 Meter Länge an Brauereien, Kneipen, Haushalte, Obsthandlungen usw. geliefert. Die Milch auf den Wagen der Meierei C. Bolle wurde mit Stangeneis gekühlt, eine Praxis, die noch bis Ende der 1970er Jahre angewandt wurde.
Am 2. September 1872 wurde die Norddeutsche Eiswerke AG durch Carl Bolle gegründet und sämtliche Bolle-Eiswerke gingen in deren Besitz über. Bolle erwarb das Spreegrundstück an der Köpenicker Straße am alten Berliner Holzmarkt im Jahr 1893 und begann dort 1896 mit der Errichtung einer kleinen Eisfabrik mit Wohn- und Kontorhaus. Neun Jahre später waren die Zeichnungen für eine Maschine zur Eisherstellung für das Werk fertig. Unter der Leitung des Bauunternehmers Albert Biebendt wurden 1909/1910 die zwei Höfe umfassende Wohn- und Fabrikanlage zur Kunsteisproduktion errichtet. Bei Umbauarbeiten in den Jahren 1913/1914, 1916 und 1921/1922 wurden zunächst die noch heute vorhandene Eismaschine, sowie darauf drei Kühlhäuser und das Kessel- und Maschinenhaus errichtet.
Die Norddeutschen Eiswerke gerieten 1914 in die Schlagzeilen, als zwei Maurer beim Schornsteinbau der Eisfabrik vom Gerüst stürzten.
Nach der Zuschüttung des Luisenstädtischen Kanals 1926 sollte nach den Wünschen des Stadtgartendirektors Erwin Barth am Engelbecken ein an den Tempel Taj Mahal angelehnter indischer Garten mit Palmen entstehen. Der Plan sah vor, dass das warme Kühlwasser aus der Eisfabrik einen indischen Teich speiste. Später entstand jedoch die Idee, an jener Stelle ein Volksbad zu errichten, was nicht umgesetzt wurde, da zahlreiche Katholiken dagegen protestierten. Ausgehend von der ursprünglichen Idee wurde lediglich der noch heute im Rosengarten stehende Indische Brunnen erbaut.

Im Jahr 1945 wurde das rechte der beiden Wohnhäuser der Fabrik durch Bomben zerstört. Der Betrieb des Unternehmens wurde im selben Jahr unter Zwangsverwaltung gestellt und bis 1948 treuhänderisch vom Verband der Berliner Konsumgenossenschaften verwaltet. Um 1949/1950 war die Norddeutsche Eiswerke AG Pachtbetrieb des Konsum. Dieser wurde 1951 neuer Rechtsträger. Zum 1. Januar 1952 wurde der Betrieb unter dem Namen VEB Kühlhaus Süd-Ost volkseigen. Die Produktion wurde im selben Jahr auf Grund sinkenden Bedarfs von Stangeneis von jährlich 240 Tonnen auf 120 Tonnen und 1962 weiter auf 60 Tonnen reduziert. Die Norddeutsche Eiswerke AG wurde 1977 nach Hamburg verlagert, 1986 aufgelöst und von Amts wegen gelöscht. Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde der VEB Teil der Berliner Kühlhaus GmbH. Die Produktion von Stangeneis wurde im Oktober des Folgejahres eingestellt.
Bei den Vorbereitungen des geplanten Abrisses kam es 1995 zu einem Brand. Ein Seitenflügel des Wohnhauses wurde dabei unbewohnbar und steht seitdem leer, abgebrannte Dächer auf den Kühlhäusern blieben mehrere Jahre lang unrepariert.[5][6]
Die Berliner Kühlhaus GmbH gab 1995 den Betrieb an der Köpenicker Straße auf und die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft (TLG) übernahm komplett die Verwaltung des Objekts.
Gegen den bundesweiten Widerstand von Initiativen und Verbänden wurden im Oktober 2010 die Kühlhäuser durch die TLG Immobilien GmbH abgerissen.

Gegenwärtige Situation
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Die Gebäude des Geländes sind stark der Verwitterung ausgesetzt und intensiv mit Graffiti besprüht. Am 28. Mai 2007 wurden durch einen Sturm weitere Schäden an den Dächern verursacht. Die Schäden am Dach des Kühlhauses griffen kurz darauf von außen sichtbar auf den bewohnten Seitenflügel über, wurden aber im August desselben Jahres behoben.
Seit dem 13. Oktober 2007 setzt die TLG wieder ganztägig einen Wachschutz auf dem Gelände der Eisfabrik ein. Ende 2007 lenkte die TLG ein und versprach die denkmalgerechte Entwicklung des Geländes. Für die historischen Kühlhäuser setzte sie eine Abrissgenehmigung durch.
Im Juli 2008 verkaufte die TLG einen Teil des Grundstücks mit Kesselhaus, Maschinenhaus und Eiserzeugungsanlage an der Spree.
Im April 2010 brach im Dachstuhl eines Gebäudes ein Brand aus, nachdem dort eine illegale Party stattfand. Er wurde innerhalb von 45 Minuten gelöscht.
Im Mai 2010 begann die TLG mit dem technischen Rückbau der bis dato ältesten erhaltenen Hochkühlhäusern Europas, der Abriss ist Anfang November 2010 abgeschlossen. Örtliche Initiativen, aber auch bundesweit organisierte Verbände wie der Bund Deutscher Architekten, die Bundesstiftung Baukultur, Bundespolitiker von CDU, SPD und den Grünen hatten sich an die TLG gewandt, um den Abriss zu stoppen. Es gab einen Investor, der die Gebäude erhalten wollte, aber die TLG will das Gelände selber entwickeln.
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Abriss
Der Architekt Ivan Reimann plant seit 2005 im Rahmen des Mediaspreeprojekts trotz Denkmalschutz den Abriss des Gebäudes und einen Neubau aus Glas. Von der Eisfabrik soll planmäßig nur das zur Straße gelegene Wohnhaus und der Seitenflügel stehen bleiben.
Das Bezirksamt ist dagegen laut eigener Aussage an dem Erhalt der denkmalgeschützten Eisfabrik interessiert. Den Aufforderungen zur Instandhaltungspflicht begegnete die TLG mit dem Rechtsbehelf des Widerspruchs. Dieser wurde jedoch abgelehnt. Anfang 2008 setzt die TLG an einigen Gebäuden die Instandhaltungsaufforderungen um.
Im Jahr 2007 wurde von dem Architekten Gerhard Spangenberg ein denkmalgerechter Entwurf für die Eisfabrik vorgelegt, der auch einen Investor gehabt und eine öffentliche Nutzung ermöglicht hätte. Die TLG lehnte den Entwurf jedoch ab.

Initiative zum Erhalt der Eisfabrik
Die Initiative zum Erhalt der Eisfabrik protestiert in Zusammenarbeit mit dem Bürgerzusammenschluss Mediaspree versenken! und beispielsweise auf Demonstrationen wie der „Fuckparade“ gegen den geplanten Abriss und fordert stattdessen eine architekturbetonte Sanierung nach Denkmalschutzbestimmungen. Die alternativen Bauvorschläge sehen eine gewerbliche Nutzung der Kühlhäuser vor und eine öffentliche Zugänglichkeit zum Maschinenhaus vom Spreeweg aus. Im Hof der Fabrik soll ein Restaurant entstehen.
Von Befürwortern dieser Lösung wurden bereits mehrmals Transparente an der Hausfassade zur Straße befestigt, die jedoch nur kurze Zeit hängen blieben. Beispielsweise im September 2007 mit der Aufschrift „Die Eisfabrik ist auch am Tag des offenen Denkmals nicht zu besichtigen“, um Unmut über die Unzugänglichkeit des Areals zu äußern, oder im Folgemonat mit der Aufschrift „Kein Abriss der Eisfabrik“ und dem Motiv eines Eisbären.
Vorgeworfen wird der TLG von der Initiative, das Gelände stark vernachlässigt und somit zur Verwitterung beigetragen zu haben. Der Zustand der Gebäude sei jedoch noch nicht so schlecht, dass der Abriss unumgänglich wäre.
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